Dactylanthera P.F.Hunt & Summerh. (1966) ,ist der intergenerische Hybrid zwischen den Gattung Dactylorhiza Necker ex Nevski und Platanthera L.C.M. Richard möglich ?
In einer Aufforstung, in welcher Dactylorhiza fuchsii und Platanthera bifolia nebeneinander in allen Altersstufen zu finden waren, wurden im Zuge eines Projektes, Wurzelproben von beiden Orchideenarten entnommen. Das Projekt hatte die Auffindung von keimfördernden Symbionten zum Ziel, und wurde mit einer Ausnahme-Genehmigung der Kärntner Landesregierung durchgeführt.
Bei den Arbeiten konnte vom Autor beobachtet werden, wie blühende Individuen beider Orchideen-Arten von Hummeln auf der Suche nach Nektar besucht wurden. Es konnte jedoch kein Pollentransport durch die besuchenden Hummeln, insbesondere bei P. bifolia, festgestellt werden ( die weiße Blütenfärbung und der verstärkt bei Dunkelheit abgegebene Duft bei P. bifolia signalisiert, dass die Blüten bei der Bestäubung auf Nacht-aktiven Bestäuber ausgerichtet sind ). Aufgrund der Beobachtung wurden Überlegungen angestellt, ob eine Kreuzbestäubung zwischen diesen beiden Gattungen möglich wäre, bzw. ob genetische Barrieren die Entstehung von intergenerischen Hybriden ausschließen würden.
Angaben über die Existenz solcher Hybridpflanzen gab es bereits , doch bislang fehlte eine befriedigende Klärung.
Meist liegen keine oder unbefriedigende Foto- / Herbarbelege vor. Der einzige, aussagekräftige Herbarbeleg dürfte im Landesarchiv des Botanischen Institutes in Graz liegen. Viele der fraglichen Pflanzen werden später als abnormale Mutation erkannt, wie z.B. die bei Mid Perth und den Äußeren Hebriden beobachteten Pflanzen.
Die Systematik der Orchidaceae wurde durch die molekularbiologischen Arbeiten von Bateman et. al. 19ßß vollständig überarbeitet. Die Neuordnung gibt jedoch keine Auskunft darüber, innerhalb welcher Grenzen eine Hybridisation genetisch möglich ist. Um dies zu klären, wurde mit Zuchtversuchen begonnen.
Saatgewinnung
Im Gewächshaus-Bestand des Autors überschnitten sich die Blühzeiten von Dactylorhizafoliosa und D. praetermissa, mit der von Platanthera bifolia. Um die Kreuzungsmöglichkeit in beiden Richtungen zu beweisen, wurden Dactylorhiza praetermissa-Blüten mit Pollinien von Platanthera bifolia belegt, bzw. Blüten von Platanthera bifolia mit Pollinien von Dactylorhiza foliosa belegt. Durch die Auswahl dieser Kombinationen wird die Bedeutung des Pollenspenders bzw. Pollenempfängers erarbeitet. Da es sich bei Dactylorhiza foliosa um eine diploide ( 2n= 40 ) Art, und bei Dactylorhiza praetermissa um eine allotetraploide ( 2n = 80 ) Art handelt, kann auch gleichzeitig die Frage über einen möglichen Einfluss des Ploidiegrades geklärt werden.
Aussaat
10 Wochen nach der Bestäubung wurden die Samen aus den bereits aufgesprungenen Kapseln gewonnen. Mikroskopische Kontrollen des Saatgutes bewiesen, dass in beiden Kombinationen genügend fertile Embryonen vorhanden waren.
24 Stunden wurden die Samen in Wasser, welchem zur Oberflächenentspannung Tween 80 zugesetzt wurde, bei Raumtemperatur inkubiert. Nach 10minütiger Desinfektion mit 0,5%iger Natriumhypochloritlösung wurden die Samen auf SM-Medium ausgespatelt.
SM-Nährboden (nach Malmgren, 1992):
Ca3(PO)4 75mg
KH2PO4 75mg
MgSO4 75 mg
FeSO4 10 mg
Soluvit 1 Ampulle (Vitamin-B-Lösung)
Vaminolac 300 mg Aminosäuren
Saccharose 10 g
Aktivkohle 0,5-1g
Agar Agar 8 g
Ananassaft 25 ml
ad 1000ml demin. Wasser
pH 5,5 – 5,8 einstellen
Die Aussaatflaschen wurden im Dunkeln bei 22°C aufgestellt. Nach etwa 3 Wochen konnte die Keimung festgestellt werden, d.h. durch Wasseraufnahme schwollen die Embryonen an, sprengten die Testa, und Rhizoiden waren erkennbar. Nach weiteren zwei Monaten wurden die Protokorme auf frisches SM-Medium vereinzelt. Nach Bildung der ersten Sproßspitzen wurden die Kulturflaschen mit Kunstlicht ( 10 Stunden / Tag ) beleuchtet.
Die Sämlinge bildeten innerhalb von 12 Monaten 3-4 cm hohe Triebe, 2 bis 3 Wurzeln bis 4cm Länge und eine kleine Rübenknolle. Eine Kühlphase, welche die Knollenbildung induzieren sollte, war nicht notwendig. Ein Unterschied bezüglich Wachstum und Differenzierung in vitro zu Dactylorhiza-Arten war nicht bemerkbar. Nach 12monatigen invitro-Kulturzeit konnten die Sämlinge nach Abspülen der Mediumreste in Erdsubstrat überführt werden.
Kultur
Die Sämlinge wurden in ein Gemisch, welches aus torffreiem Rindensubstrat, Perlit und gewaschenem Blähton ( im Verhältnis 1:1:1 ) bestand, pikiert. Durch das Beimischen von mineralischen Bestandteilen wird das Substrat dauerhaft locker und stabil gehalten, verfügt gleichzeitig über eine gute Wasser- und Luftführung. Die Pikierkisten wurden im frostfrei gehaltenem Gewächshaus aufgestellt und bügelfeucht gehalten. Im folgenden Frühjahr trieben die Sämlinge gut aus, die Wasser- und Düngegaben erhöht. Analog zu Dactylorhiza-Arten, wurden die Sämlinge weiterkultiviert. Erst in der dritten Vegetationsperiode zeigten sich die ersten Blütentriebe.
in weiterer Beabeitung !!!
Dactylorhiza maculata × Platanthera bifolia
×Rhizanthera somersetiensis (A. Camus) Soó, Ann. Univ. Budapest R. Eötvös, Sect. Biol. 8: 319. 1966
×Orchiplatanthera somersetensis A. Camus, Icon. Orch. Eur.: 410. 1929
Dactylorhiza maculata subsp. fuchsii × Platanthera bifolia subsp. bifolia
×Rhizanthera intermedia Bernacki, Fragm. Flor. Geobot. 31/32 (12): 51. 1986/87 (publ. 1988)
Dactylorhiza maculata subsp. elodes × Platanthera bifolia
×Rhizanthera chevalleriana (E. G. Camus) Soó, Ann. Univ. Budapest R. Eötvös, Sect. Biol. 8: 319. 1966
Habenaria chevallieriana (E. G. Camus) Druce, Rep. Bot. Exch. Cl. Brit. Isles 8: 876. 1928 (publ. 1929)
Orchis ×chevallieriana E. G. Camus, Bull. Soc. Bot. Fr. 38: 156. 1891
×Orchiplatanthera chevallieriana E. G. Camus, J. Bot. (Morot) 6: 474. 1892
Dactylorhiza maculata subsp. fuchsii × Platanthera chlorantha
×Rhizanthera martysiensis Balayer, Bull. Soc. Bot. Fr., Lett. Bot. 133(3): 283. 1986
Dactylorhiza sambucina × Platanthera bifolia
×Rhizanthera fournieri (E. Royer) Soó, Ann. Univ. Budapest R. Eötvös, Sect. Biol. 8: 319. 1966
Orchis ×fournieri E. Royer, Bull. Soc. Nat. Haute Marne 157. 1906
×Orchiplatanthera fournieri (E. Royer) E. G. Camus, Riv. Scient. 11: 62. 1924