Der Bau und die Pflege einer Moorbeetanlage
von Gerhard Raschun jun.
Standort, Lage
Als Standort für eine Moorbeetanlage kommen sehr sonnige Stellen im Garten in Frage. Der gewählte Ort sollte eben sein. Ein Hang schließt einen Moorbau nicht aus, doch eine Vielzahl von weiteren Punkten muss dabei zusätzlich beachtet werden. Besonders das Einsickern von Nährstoff-führendem Oberflächenwasser gilt es zu vermeiden ( Eutrophierung).
Anlagengröße
Als Minimalgröße kann ein eingesenkter Betonbottich angesehen werden. Die Maximalgröße ergibt sich aus der zur Verfügung stehenden Gartenfläche oder duch begrenzte Ressourcen, wie etwa die Verfügbarkeit von Regenwasser zur Speisung während Trockenperioden. Es empfiehlt sich jedoch die Anlage so goß wie möglich anzulegen. Die Gestaltung in Richtung Naturnähe vereinfacht sich dadurch, die Anlage kann sehr reich mit unterschiedlichen Arten bepflanzt werden, ohne überbestockt auszusehen. Vor allem dankt es das bessere Pflanzenwachstum, ein biologisches Gleichgewicht kann sich schnell einstellen.
Bau
Der Aushub hat bis in eine Tiefe von mindestens 40cm zu erfolgen, besser sind jedoch 60cm. Nur bei dem Bau einer gewünschten Schlenke oder Vertiefung muss auf das Niveau beim Aushub gesondert geachtet werden. Wie steil die Wände abfallen spielt keine wesentliche Rolle. Bevor die Teichfolie eingelegt wird, müssen spitze Steine entfernt werden, weche die Folie beschädigen könnten. Um Beschädigungen der Teichfolie zu verhindern, sollte eine wenige Zentimeter starke Sandschicht aufgebracht werden, darauf wird ein Baustoffvlies ausgebreitet. Bei dieser Grubenvorbereitung ist die Verwendung von 0,5mm starker Teichfolie ausreichend. Die Folie wird vorsichtig nach Möglichkeit faltenfrei eingelegt bzw. wenige erforderliche Falten gelegt. Vorgefertigte Teichwannen, Bottiche, Wannen, in der Hälfte zersägte Öltanks etc. können ebenfalls verwendet werden, sofern die Sauberkeit und die Dichtheit gewährleistet ist. Bevor die Moorbeetanlage mit Substrat gefüllt wird, werden versteckte Wasserspeicher eingebaut. Diese minimieren die notwendige Wasserspeisung während Trockenperioden und ersparen auch Substrat ! Verwendet werden können Plastikkübel oder Blumentöpfe, die mit einigen Bohrlöchern in verschiedenen Höhen versehen werden. Diese Speichergefäße werden mit der Öffnung nach unten auf die Teichfolie gesetzt. Um eine Beschädigung der Teichfolie durch Substrat oder durch Betreten während der Vorbereitungen bzw. um die Einschlämmung von Subtrat in den Wasserpeicher zu verhindern, wird wieder ein dünnes Baustoffvlies über Wasserspeicher und Folie gelegt.
Substrat
Als Substrat für die Gartenanlage wird ungedüngter, nicht aufgekalkter Weißmoos-Torf ( baltischer Torf ) verwendet. Dieser ist sehr günstig in 250 l Ballen erhältlich. Vorgedüngte bzw. gekalkte Torfkultursubstrate ( TKS ) sind nicht geeignet ! Der geeignete Zersetzungsgrad des Torfes wird mit der H- Nummer mitgeteilt. Für die Verwendung in einer Hochmoor-Anlage sollte Torf von der Qualität H2-4 gewählt werden, d.h. Torf mit sehr grober, fasriger Struktur und niedrigem Zersetzungsgrad.
Aus ökologischer Sicht ist die Verwendung von Hochmoor-Torf eine Sünde, wird er doch durch Abbau von natürlich gewachsener Hochmooren und damit wertvoller Ökosystemen ( CO2-Speicher ! ) gewonnen. Diese Standorte konnten nur durch das langsame Wachstum über viele Jahstausende ihren starken, zum Teil über einige Meter hohen Torfkörper aufbauen, und stehen in Mitteleuropa unter strengem Schutzstatus. Der Anteil an Torf konnte bei herkömmlichen Blumenerden bereits durch Kokos- und Holzfasern, Reisspreitzen oder Ähnlichem ersetzt werden. Bei der Kultur von Moorpflanzen gibt es derzeit kaum Alernativen. Ein sparsamer Umgang mit dem sehr kostengünstigen, aber ökologisch sehr wertvollen Substrat ist anzustreben !Auch ein Strecken mit Perlit in Gartenqualität ( alteriertes, vulkanisches Glas = Gestein ) oder Quarzsand ist möglich.
Wird der Torf bereits vor dem Einfüllen in das vorgesehene Becken gut befeuchtet, verhindert man dadurch ein mögliches Aufschwimmen. Zur besseren Benetzung kann auch ein Tropfen Spülmittel zugesetzt werden.
Gestaltung
Durch den Bau mit unterschiedlichen Niveaus ( Schlenken und Bulten ) werden nicht nur optische Linien gestalterisch gebrochen, sondern auch Bereiche geschaffen, in denen Pflanzen mit unterschiedlichem Feuchtigkeitsbedarf kultiviert werden können. Auch Wurzeln und Baumstümpfe können die Anlage für das Auge wesentlich aufwerten. Es sei hier noch erwähnt, dass die Ränder der Teichfolie unter Steinen oder Ähnlichem versteckt werden müssen, da UV-Licht über längere Zeit die Folie spröde machen würde. Diese Eingrenzung hat so zu erfolgen, dass gleichzeitig eine Barriere gegen Einwachsen von Gras hergestellt oder ein Eutrophierung von höheren Lagen verhindert wird. Eine Stelle am Teichfolienrand sollte aber tiefer nivelliert werden: Diese dient als Abfluss, wenn bei längeren Regenperioden der Wasserstand abgelassen werden muss ! Wenn im Garten kein Platz mehr für den Bau einer Mooranlage zur Verfügung steht, besteht auch die alternative Möglichkeit, den Teichrand ( nur bei einem kalkfreien Teich ! ) als Moor zu bepflanzen. Dazu wird eine Pflanzmulde mit mindestens 20cm Tiefe im Uferbereich des Teiches angelegt. Um ein Abrutschen des Substrates in den Teich zu verhindern, kann eine kleine Böschung aus Steinen sehr dienlich sein. Der Wasserstand des Teiches muss so gehalten werden, dass durch die Kapillarwirkung das Substrat im Uferbereich Wasser anziehen kann und damit ständig feucht bleibt. Ein flacherer Abfall des Teichufers ( Flachwasserzone ) bietet nicht nur Wasserinsekten einen wertvollen Lebensraum, auch das Abrutschen des Substrates wird erschwert. Auch das Anlegen eines Hochmoores als schwimmende Insel ist möglich. Dazu wird auf eine Styropor-Platte , welche im Teich frei schwimmt, eine Anlage angelegt.
Liegt der Wunsch vor, dass die Anlage mit Moos unterpflanzt werden soll, kann nach dem Bewässern geschnittenes Sphagnum spp. flächendeckend verteilt werden. Eine transparente Plastikfolie als Abdeckng stellt eine gespannte Atmosphäre her und verkürzt damit die Anwachszeit für das Moos. Nach Entfernen der Plastikfolie kann mit der Bepflanzung der Anlage begonnen werden. Bei gröseren Anlagen empfiehlt es sich Trittstellen einzubauen, welche für die Pflege und Kontrolle das Erreichen der gesamten Anlage vereinfacht. Unbedingt ist auf den Einbau von Kalk- und Betonsteinen zu verzichten, da ausgewaschene Kalkmilch den pH-Wert des Substrates erhöht!
Wasserspeisung, Bewässerung
Da es sich, wie bereits mehrfach erwähnt, bei einem Hochmoor um einen dauerhaft nassen Standort handelt, sollte der Torfkörper ständig zumindest feucht gehalten werden. Auch ein fakultatives Überfluten, etwa bei längeren Regenperioden, gehört durchaus zu einem gewöhnlichem Rythmus, ebenso wie kurze Trockenperioden. Ein in die Mooranlage senkrecht eingebautes, perforiertes Rohr kann helfen den Wasserstand ständig zu beurteilen. Über dieses kann auch die Speisung erfolgen. Es ist darauf zu achten, dass eine Moorbeetanlage nur mit kalkfreiem ( -armen ) Wasser, z.B. Osmose- oder Regenwasser, gespeist wird. Nur in Extremsituationen, z.B. bei längeren, sommerlichen Trockenperioden, in denen die Verfügung von Regenwasser versiegt, ist ein Bewässern auch mit kalkhaltigem Wasser zulässig. Der Torfkörper vermag eine kleine Menge an Kalk zu puffern, zur Gewohnheit werden sollte dies jedoch nicht.
Schädlinge
Wie in anderen Gartenbeeten können Schnecken große Schäden anrichten. Auch auf Blattlausbefall, Erdraupen und sonstige Schädlinge ist zu achten. Besondere Vorliebe für dauerhaft fechte Bereiche haben jedoch Maulwurfsgrillen. Der Fang ist einfach, wenn der Gang mit Wasser, welches wenige Tropfen Öl enthält, geflutet wird. In Gebieten mit starkem Amselbestand können die Moospolster umgepflügt werden. Die Vögel suchen nach Würmern und anderem Kleingetier, oder sammeln auch Nistmaterial. Verschiedene Arten der Abwehr stehen zur Verfügung. Auch ein zeitweiliges Überspannen mit einem Vogelschutznetz kann Abhilfe bringen, obwohl dies keine ästhetische Lösung darstellt.
Instandhaltung, Pflege
Bei überlegtem Bau der Anlage beschränkt sich die Instandhaltung einer Moorbeetanlage auf die zeitweise notwendige Bewässern und die Kontrolle auf Schädlingsbefall bzw. deren Bekämpfung. Bedingt durch den Eintrag von Stickstoff ( Immissionen ) können Moose ihr Höhenwachtum verstärken. Schwachwüchsige und zarte Pflanzen halten mit dem jährlichen Zuwachs des Mooses nicht mit und müssen daher freigehalten werden. Pflanzen mit der Tendenz zu starker Aussaat oder vegetativem Zuwachs, z.B. Eriophorum ssp. , Carex spp. , müssen zwischenzeitig ausgedünnt werden, große Saracenien-Stöcke geteilt werden. Werden jeden Herbt Laub und absterbende Pflanzenreste entfernt, braucht eine Gartenanlage viele Jahre keine weiteren Eingriffe, zusehens gewinnt die Anlage dabei auch jährlich an Schönheit und an Stolz seitens des Besitzers!
Winterschutz
Je nach Wahl der Bepflanzung kann auf jeglichen Winterschutz der Anlage verzichtet werden. Sehr bewährt hat sich jedoch die Abdeckung mit Baustoffvlies. Nicht nur schützt es vor Austrocknung durch Winde, auch können begrenzt winterharte Arten ( z.B. Drosera binata aus Australien, einige Sarracenia-Arten aus Florida und anderen südlichen Bundesstaaten der USA ) zusätzlich dauerhaft kultiviert werden ! Sehr vorteilhaft ist es auch, wenn die Anlage im Winter mit Schnee überhäuft wird. Die dicke Schneeschicht ioliert gut vor tiefen Temperaturen, und im Frühjahr speist der schmelzende Schnee bereits die versteckten Wasserspeicher.
Schlusswort
Gartendesign liegt voll im Trend, die Anlagen sind aber nur arbeitsintensiv aufrecht zu erhalten, sofern nicht sofort die Wahl auf sterile Kiesgärten fällt. Mit einer Moorbeetanlage zaubert man sich nicht nur ein ökologisch wertvolles Habitat in den Garten, es kann einem auch nach einem stressvollen Arbeitstag sehr viel zurückschenken. Es wäre ein Erfolg, wenn der eine oder andere Leser dieser Zeilen sich ermutigen ließe, mit der Planung und Vorbereitung zu beginnen, und schließlich sein eigenes Gartenkleinod zu bauen!